Bei der Podiumsdiskussion brachte Minelli plötzlich eine erschreckende Kosten-Nutzen-Rechnung in die Diskussion ein. Es sei doch wirtschaftlicher und billiger, die Menschen auf ihren Wunsch hin zu töten, als sie jahrelang palliativmedizinisch zu versorgen. Ein Rollstuhlfahrer im Publikum meinte daraufhin, dass ihn das an die NS-Zeit erinnere, wo ebenfalls eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufgestellt worden ist. Minelli wertete dieses Argument sofort mit „Nazi-Keule“ ab.
Aber meine Damen und Herren, wir müssen die aktuelle Diskussion rund um Sterbebegleitung und Sterbehilfe auf jeden Fall vor dem Hintergrund unserer Geschichte führen. Die Bewertung vom menschlichen Leben ausschließlich nach ökonomischen Gesichtspunkten ist zutiefst abzulehnen und wurde zuletzt im Nationalsozialismus praktiziert. Die Kosten des Pflegeaufwandes wurden den Vernichtungskosten gegenübergestellt. Im oberösterreichischen Schloss Hartheim bedeutete diese zynische und menschenverachtende Rechnung für 30.000 behinderte Menschen den Tod in der Gaskammer. Es wurden behinderte und pflegebedürftige Menschen aus dem gesamten deutschen Reich herbeitransportiert und sofort getötet. Es gab in dem Schloss keine Pflegeeinrichtung. Ist das die pure Gesundheitsökonomie, die wir uns wünschen?
Sterbehilfefälle in Belgien oder den Niederlanden haben auch in Österreich die Diskussion über aktive Sterbehilfe entfacht. Bei uns ist das Ende des Lebens leider ein Tabuthema. Aber es geht uns alle an, wie wir unsere letzten Tage verbringen.Am 2. Juli 2014 wurde im Parlament die Enquete-Kommission zum Thema „Würde am Ende des Lebens“ konstituiert. Abgeordnete und ExpertInnen werden sich in öffentlichen Sitzungen zu den Themenkreisen Hospiz- und Palliativversorgung, Patientenverfügung, sowie zur Frage, ob das Verbot der Tötung auf Verlangen verfassungsrechtlich abgesichert werden soll oder nicht, beraten.
Um die Diskussion auf eine möglichst breite Basis zu stellen, sind alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen, ihre Anliegen auch via Mail bis 15. September 2014 an das Parlament zu richten: wuerdevoll.leben@parlament.gv.at