Bei der letzten Plenarsitzung, vergangenen Donnerstag, habe ich auf meiner Rollstuhlllehne mein iPhone montiert und das Geschehen gefilmt. Entstanden ist ein kurzer Film, der meine Perspektive wieder gibt. Ich sitze im Rollstuhl und betrachte die Welt von tief unten. Das ist mitunter auch ein Kommunikationsproblem, da ich leise rede und die Distanz relativ groß ist. Kommunizieren auf gleicher Augenhöhe ist oft schwer möglich – zumindest physisch 🙂

Im Plenarsaal sitze ich in der hintersten Bankreihe, da dies die einzige barrierefreie Möglichkeit mit dem Rollstuhl ist. Aber von hinten hat man auch oft einen recht guten Überblick über das Geschehen im Saal. Wer in der Schule in der letzten Bankreihe gesessen ist, kennt die Vorteile 🙂

Der Plenarsaal ist derzeit nur teilweise rollstuhlgerecht. Es ist allerdings vorgesehen, den neu geplanten Plenarsaal barrierefrei zu gestalten. 2014 soll der Umbau beginnen. Derzeit kann man nicht direkt vom Sitzplatz zum Rednerpult rollen. Man muss mit dem Rollstuhl den Plenarsaal verlassen, von außen rund um den Saal rollen, um dann rückwärts über einen Stiegenlift nach unten gefahren zu werden. Der Stiegenlift ist für einen kleinen, mechanischen Rollstuhl konzipiert. Mit meinem Elektrorollstuhl und dem Beatmungsgerät braucht es meistens Geduld und das Geschick der Assistentin, damit die Sicherheitsbügel sitzen und der Lift losfahren kann.

Unten im Plenarsaal angekommen, gibt es noch die Hürde von zwei weiteren Stufen. Dazu wird eine Rampe heruntergeklappt, die auch relativ eng ist. Quietschend und knirschend rolle ich dann zum Rednerpult. Dort muss meine Assistentin den Rollstuhl vorkippen und nach oben fahren, während das Rednerpult elektrisch herunter gefahren wird. Wenn mich dann alle sehen, beginne ich zu reden, die Persönliche Assistentin hält mir dabei das Funkmikro zum Mund. Für die normalen Mikrofone spreche ich zu leise.

Aufgrund meiner Behinderung und dem Beatmungsgerät kann ich nur leise sprechen. Aber das ist nicht unbedingt ein Nachteil im Parlament. Denn meistens wird es ganz ruhig im Saal, man kann eine Stecknadel fallen hören …

Hier gehts zum Video:



Zu sehen sind:

Pia Kolodziej: Persönliche Assistentin, die den Rollstuhl mit dem Joystick lenkt

Evelyn Pammer: Parlamentarische Mitarbeiterin, die mir letzte Anweisungen zur Rede gibt, mich über die Rampe fährt und das Mikrofon hält

Gestaltung: Linda Exenberger (auch Persönliche Assistentin)

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