Deutsches Ärzteblatt, Dienstag, 15. Februar 2011
Evangelische Kirche für Verbot der PID
Hannover – Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat sich in einer heute veröffentlichten Erklärung zur Präimplantationsdiagnostik (PID) einmütig dafür ausgesprochen, die PID gesetzlich nicht zuzulassen.
Die Untersuchungsmethode relativiere das christliche Menschenbild, heißt es in der Erklärung. Dieses gründe darauf, „dass der Mensch nicht sein eigener Schöpfer ist, sondern dass sich alles Leben Gott verdankt.“ Eine „Selektion zwischen lebenswertem und nichtlebenswertem Leben“ sei damit „nicht vereinbar“, so die Ratsmitglieder. Auch ein Leben mit Behinderung sei „in die ganze Bandbreite der Ebenbildlichkeit Gottes“ eingeschlossen.
Der Rat der EKD sei sich andererseits aber bewusst, „dass auch die Nichtzulassung der PID anderen Menschen nicht oder kaum Erträgliches zumuten kann“. Leben sei aber nicht durchgängig planbar und lasse sich vor Leid nicht schützen. Nach christlichem
Glauben habe sich Gott in Jesus Christus selbst dem Leid ausgesetzt und es auf sich genommen. „Das bedeutet: Auch im Leid und beim Misslingen von Plänen und Hoffnungen ist Gott den Menschen nahe.“
Allerdings gebe es im Rat unterschiedliche Meinungen über die Bewertung von Fällen, bei denen PID lediglich dazu diene, die Lebensfähigkeit von Embryonen zu ermitteln, und nicht zur Selektion behinderten Lebens eingesetzt werde. In diesen Fällen würde künstliche Befruchtung in Verbindung mit der PID allein dem Ziel dienen, Leben zu ermöglichen.
Dazu heißt es in der Erklärung: „Liegt bei Eltern eine solche genetische Veranlagung vor, dass mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit der Embryo schon während der Schwangerschaft lebensunfähig ist, könnte die Möglichkeit eingeräumt werden, die PID zuzulassen.“
Für diese Fälle müssten allerdings Verfahren gefunden werden, die eine Begleitung und Beratung der Eltern sicherstellen und einen Missbrauch des eröffneten Weges verhindern. Einige Ratsmitglieder lehnten aber auch diese Ausnahme ab.
Die katholische Kirche lehnt die PID bisher geschlossen ab. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hatte Mitte Januar gewarnt, dass es mittlerweile in ethischen Fragen erhebliche Differenzen zwischen den Kirchen gebe. © kna/aerzteblatt.de