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Was denken Sie, wie akzeptieren die Menschen die Behinderten? Sind sie hilfsbereit?

Die meisten Menschen sind durchaus hilfsbereit. Nur in der U-Bahn verwandeln sie sich in eine Schafherde: wenn die U-Bahn-Türe aufgeht, drängen alle in den Stall und keiner schaut links und rechts. Dasselbe passiert in den U-Bahn-Liften. Die sind meistens gesteckt voll mit „gehfähigen“ Menschen. Stehe ich mit meinem Rollstuhl vor der Lifttüre und finde keinen Platz mehr, schauen alle betreten auf ihre Schuhspitzen und hoffen, dass die Türe schnell zu geht und der peinliche Moment vorbei geht. Aber wenn ich um Hilfe frage, helfen die Leute nicht nur, sondern sind äußerst bemüht.

 

Wie war es für Sie nicht mehr gehen zu können?

Ich bin damit aufgewachsen, dass ich nicht gehen kann. Natürlich habe ich die Anderen als Kind beneidet und hätte gerne mit ihnen Fußball gespielt. In der Nacht bin ich in meinem Bett gelegen und habe geweint und mich gefragt: „Warum ich?“ Ich war traurig über den Verlust. Aber ich habe eines gelernt: Man muss das Leben als Herausforderung annehmen.

 

Wie hat sich dein Bekanntenkreis am Anfang benommen?

Die Verwandten und Bekannten haben meine Eltern mit Ratschlägen, Begleitung zu Arztterminen und Verständnis unterstützt, als ihr 7 Monate altes Baby krank wurde. Heute reagieren Bekannte und Verwandte oft anders wenn ein behindertes Kind zur Welt kommt. Sie sagen dann oft: „Warum hast du ein behindertes Kind geboren? Das wäre heutzutage nicht notwendig gewesen… !“ Sie meinen damit, die technischen Möglichkeiten der Pränataldiagnostik. Es sollen nur noch perfekte Kinder zur Welt kommen. Scheinbar nicht perfekte Kinder haben kein Lebensrecht. Aber welcher Mensch wirklich ein glückliches Leben führt, hängt nicht automatisch von einer Behinderung ab.