Wer liebt, dem gehört die Welt

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Das muss man halt einplanen, die Leute warten auf dich!

Man hat es als Mann ja nicht einfach im Leben. Nicht einmal, wenn man behindert ist 😉 Nach 20 Ehejahren ist der Behindertenbonus aufgebraucht. Ich werde von meiner Frau geschimpft, weil ich so selten zuhause bin, weil ich die Kinder nicht ins Bett bringe, mir zu wenig Zeit fĂŒr PubertĂ€tsgesprĂ€che nehme und ĂŒberhaupt glaube, dass eh alles rennt. „Naja, im Rennen bin ich kein Profi“, sage ich dann. Aber dieser Scherz kommt gar nicht gut an.

Als ich mit meiner Assistentin Mana darĂŒber sprach, welche Geschichte ihr zum Thema Liebe einfĂ€llt, lachte sie und meinte: Die Geschichte vom Schloss Porcia musst du erzĂ€hlen! Und das tue ich jetzt einfach mal:

Im Sommer waren wir mit unseren Kindern auf Urlaub in meiner Heimatstadt Spittal an der Drau. Wie jedes Jahr wollten wir das KindertheaterstĂŒck im Schloss Porcia besuchen, das um 17 Uhr beginnen sollte. Zuvor trafen wir Bekannte, mit denen wir uns im SchlosscafĂ© mit Kaffee und Kuchen auf einen schönen Nachmittag einstimmten. 20 Minuten vor 17 Uhr verließ ich die Kaffeerunde, da ich noch auf die Toilette musste. Leider war die Behindertentoilette besetzt, da die Zeit jedoch drĂ€ngte, katheterisierte mich Mana in einem stillen Eck vor der Toilette. Gerade als wir losfahren wollten – es war 5 vor 5 – bekam ich keine Luft mehr. Die KanĂŒle war verstopft. Mana spĂŒlte die KanĂŒle mit Salzwasser, bebeutelte mich und saugte ab. Da lĂ€utete das Telefon. Es war Judit, die aufgeregt fragte, wo wir denn bleiben, die Theatergruppe wartet mit dem Beginn der Veranstaltung, da ich ganz vorne sitze. Mana sprach mit ihr, denn mir fehlte noch immer die Luft zum Sprechen. Sie sagte ihr, dass wir gleich kommen. Dann musste ich noch einmal abgesaugt werden. Endlich bekam ich wieder gut Luft und wir dĂŒsten rund um das Schloss zur TheaterauffĂŒhrung. Dort wartete Judit schon ganz nervös. Ich erklĂ€rte ihr, dass es ein Notfall war, da meine KanĂŒle plötzlich verstopft war. Judit darauf: „Das muss man halt einplanen!“

Im ersten Moment blieb mir wieder die Luft weg, aber in einem anderen Sinne 🙂 Mana meinte spĂ€ter zu mir: „Das ist eben wirkliche Liebe, deine Frau sieht nicht das Problem in deiner Behinderung, sondern in deinem ewigen ZuspĂ€tkommen!“