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Haben Sie vielleicht daran gedacht, dass Sie sich so nicht lieben?

Die Liebe und Akzeptanz mit der eigenen Person ist jeden Tag eine neue Herausforderung. 🙂 Besonders in meiner Jugend hab ich Spiegel vermieden und wenn ich einmal in einen Spiegel geblickt habe, glaubte ich nicht, dass ich das bin. Auf der Suche nach Liebe, Zuneigung und Beziehungen erntete ich vor allem viel Ablehnung. Ich empfand mich als nicht liebenswert. Da fragte ich mich, ob ich mich denn selbst überhaupt liebe und akzeptiere. Die Antwort war ein klares „NEIN“. Daraufhin setzte ich mich mehr mit mir und meinem Körper auseinander und begann vor allem darüber zu schreiben. Das half.

 

Wie war es den Klassenkameraden zuzuschauen, zu laufen, wenn Sie als einziger nicht laufen konnten?

Natürlich wäre ich gerne mitgelaufen. Aber es war für mich auch selbstverständlich am Boden durch die Klasse zu kriechen. Ich habe mit den anderen Kindern am Gang „wettrutschen“ veranstaltet. Ich war gar nicht so schlecht. 🙂 Es wird von den BefürworterInnen der Sonderschule immer wieder in den Raum gestellt, dass es für behinderte Kinder besser ist, wenn sie nur mit behinderten Kindern zusammen sind, denn dann werden sie nicht traurig, wenn sie sehen, was die anderen können. Das stimmt aber nicht. Das Gegenteil ist der Fall, man lernt voneinander und oft können behinderte Kinder dann etwas, was man ihnen gar nicht zugetraut hätte.

 

Hatten Sie behinderte Freunde als Kind?

Nein. Ich bin nur mit nicht behinderten Kindern zur Schule gegangen. Behinderte Menschen lernte ich erst in der Hauptschule auf einem Feriencamp in England kennen. Das war für mich ganz komisch, da ich dachte, dass ich nicht zu ihnen gehöre, dass ich nicht behindert bin. Zuerst erschreckte es mich, Menschen zu sehen, die nicht essen, sprechen und sich bewegen können. Doch nach einigen Tagen war das ganz selbstverständlich und ich wusste beispielsweise, wie ich mit ihnen mittels einer Symboltafel kommunizieren konnte.

 

Gab es etwas in Ihrem Leben was Ihnen immer gefehlt hat?

Ich träume noch immer von einem Rollstuhl der fliegen kann. Dann wäre diese Holplerei und Wackelei zu Ende und ich könnte problemlos über Stufen schweben. Und den nicht behinderten Menschen die sich im Lift drängen, die lange Nase zeigen. 🙂