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Werden Sie bei Ihrer Arbeit respektiert?

Ja schon, aber Menschen mit Behinderungen müssen mehr leisten als andere, um überhaupt einmal im Berufsleben auf gleichem Niveau anerkannt zu werden. Das merkt man besonders, wenn es darum geht, ob ein behinderter Mensch beschäftigt werden soll, bei Beförderungen berücksichtigt wird oder den eingeschränkten Karrieremöglichkeiten.

 

Was für Wirkungen hat es, dass ein Behinderter im Parlament teilnimmt?

Im österreichischen Parlament gibt es mit Helene Jarmer (gehörlose Abgeordnete der Grünen), Norbert Hofer (gehbehinderter Abgeordneter der FPÖ und dritter Nationalratspräsident) und mir nur drei Abgeordnete, die selbst behindert sind und die Anliegen von Menschen mit Behinderung vertreten.

Selbst Betroffene müssen die Möglichkeit haben in der Politik mitzuwirken. Die Anliegen von behinderten Menschen sollen von ihnen selbst vertreten werden. Das ist auch authentischer, denn sie wissen wovon sie reden und gestalten durch ihre eigenen Lebensrealitäten die Politik. Im österreichischen Parlament haben nicht einmal alle Behindertensprecher eine Behinderung. Deutschland hat einen Finanzminister, Albanien eine Sozialministerin, die beide im Rollstuhl sitzen. Sollte das nicht auch bei uns möglich sein?

 

Welche Vorschläge bringen Sie im Parlament ein?

Durch meine Initiative gibt es heute ein Behindertengleichstellungsgesetz und ist die österreichische Gebärdensprache als Minderheitensprache in der Verfassung anerkannt. Auch bei der persönlichen Assistenz am Arbeitsplatz und der integrativen Berufsausbildung habe ich wesentlich mitgewirkt. Derzeit setze ich mich dafür ein, dass auch Kinder mit einem Pflegebedarf den Kindergarten und die Schule besuchen können. Sind sie beatmet oder brauchen sie etwa Insulinspritzen, werden sie vom Kindergarten und Schule ausgeschlossen. Ich trete dafür ein, dass LehrerInnen, KindergartenpädagogInnen und SchulassistentInnen in Pflegetätigkeiten für das spezielle Kind eingeschult werden und ihnen bei Bedarf helfen können. Auch bei der schulischen Inklusion haben wir einen weiten Weg vor uns. Ich bin aber überzeugt, dass der gemeinsame Unterricht von behinderten und nicht behinderten Kindern eine Win-Win-Situation für alle ist und nicht zuletzt auch ein Menschenrecht darstellt.