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Was würden Sie jemandem raten, der plötzlich in eine ähnliche Situation gerät?

Don’t worry, be happy! 🙂 Es heißt, wenn man im Rollstuhl sitzt, ist das Leben zu Ende. Aber das Gegenteil ist der Fall: Da beginnt das Abenteuer erst. Das Leben ist spannend und voller Überraschungen. Es kommt auf den Blick drauf an, man muss neugierig sein und bereit sein die Herausforderungen anzunehmen. Man bekommt einen anderen Blick auf die Welt und begegnet Menschen anders. Und interessanterweise begegnen die Leute einem auch anders, es kommt zu tieferen Gesprächen.

 

Wie konnten Sie diese Situation akzeptieren?

Zu mir sagen Leute oft, dass ich das Beste aus meinem Leben mache. Mir gefällt diese Aussage nicht so, da das Negative und die Begrenztheit schon mitschwingt. Ich glaube, dass es wichtig ist, sein Leben zu akzeptieren und Visionen zu haben. Es ist viel mehr möglich, als man denkt. Sich und sein Leben zu akzeptieren ist wohl für alle eine tägliche Herausforderung. Es bringt nichts, mit seinem Schicksal zu hadern. Die Frage, „warum ich?“ bringt einen nicht weiter. „Es ist wie es ist…“ sagte Erich Fried in einem Gedicht. Ich möchte ergänzen: „…und es ist ein spannendes Leben.“

Das Umfeld spielt natürlich eine wesentliche Rolle. Ich habe eine tolle Frau und zwei Kinder und viele FreundInnen und AssistentInnen. Sie geben mir Rückhalt und Kraft.

 

Wie haben Sie sich gefühlt, als Ihr Leben sich so geändert hat?

Mein Leben hat sich immer wieder verändert. Ich habe dazu folgendes Gedicht geschrieben:

Abschied     

Als Kind waren meine Beine plötzlich gelähmt.

Ich weinte,

und verstand Gott und die Welt nicht mehr.

Da sprach Gott:

Ich nehme Dir die Kraft der Beine und schenke Dir die Langsamkeit.

So entdeckte ich eine neue Welt,

langsam am Boden kriechend.

 

Als Jugendlicher konnte ich plötzlich nicht mehr mit Krücken gehen.

Ich weinte,

und verstand Gott und die Welt nicht mehr.

Da sprach Gott:

Ich nehme Dir die Kraft in den Armen und schenke Dir dafür Witz und Ironie.

So entdeckte ich im Rollstuhl eine neue Welt

und brachte die Leute auf der Kabarettbühne zum Lachen.

 

Jahre später konnte ich weder Arme noch Beine bewegen.

Ich weinte,

und verstand Gott und die Welt nicht mehr.

Da sprach Gott:

Desto weniger Du Dich bewegst, desto mehr bewegst Du.

So begann ich die Welt ein wenig zu verändern und wurde Politiker.

 

Heute kann ich plötzlich nicht mehr ohne Maschine atmen.

Ich weine,

und verstehe Gott und die Welt nicht mehr.

Da schweigt Gott – noch.