Schule kann lustvoll, lebendig, spannend und trotzdem doppelt lehrreich sein. Behinderte Kinder haben den Unterricht in den letzten 10 Jahren ordentlich auf den Kopf gestellt! Die Integration von behinderten Kindern brachte den Frontalunterricht zu Fall, neue Lehrmethoden, wie offener Unterricht, projektorientiertes Arbeiten und anschauliche Lehrmaterialien mussten erstellt werden. Für die LehrerInnen bedeutete das die Herausforderung, im Team zu arbeiten. Die Klassenzimmer verwandelten sich zu einladenden Lernstätten mit Couch, Teppich und vielen Büchern. Dieser individualisierte Unterricht fördert jedes Kind entsprechend seinen Fähigkeiten, sowohl das behinderte als auch das hochbegabte Kind. Und ganz nebenbei passiert soziales Lernen und die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen, wie Teamfähigkeit, Wissbegierde und das selbstständige Erarbeiten von Aufgaben. In den letzten 10 Jahren entstand fast an jeder Volks- und Hauptschule ein kleines Integrationsbiotop, das von engagierten LehrerInnen gepflegt und von anderen misstrauisch begutachtet wird. Nun scheint es höchst an der Zeit, diese Erfahrungen des individualisierten Unterrichts für das gesamte Schulsystem zu nutzen. Es muss die Integration ins gesamte Schulsystem implementiert werden.
Erster Ansatzpunkt bei der konkreten Umsetzung ist die LehrerInnenaus- und Fortbildung. Integration und damit das individualisierte Eingehen auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten einzelner SchülerInnen, um sie optimal zu fördern und zu fordern, muss von allen LehrerInnen auch gelernt werden. Die Sonderschulen entwickeln sich immer mehr zu einer bildungspolitischen Sackgasse. Wer lediglich einen Sonderschulabschluss vorzeigen kann, hat so gut wie keine Aussichten auf einen Arbeitsplatz. Die „Restkinder“, wie es mir gegenüber ein Direktor formulierte, bestehen gerade in Wien größtenteils aus sozial benachteiligten Kindern und Kindern nicht deutscher Muttersprache. Probleme, wie die sprachlichen Barrieren, sind bereits vorschulisch aufzugreifen. Die Segregation schafft neue Probleme für die Zukunft: Arbeitslosigkeit, Armut, gesellschaftliche Spannungen und schwächt letztendlich auch die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs. Gerade für Kinder aus armen und benachteiligten Familien ist eine gute Bildung oft die einzige Chance, um der Armutsspirale zu entkommen. Vor dem Hintergrund christlich-sozialer Werte muss Schule eine Einrichtung sein, die kein Kind aufgibt, kein Kind ausschließt und jedem Kind eine optimale Förderung zuteil werden lässt. Diese Bundesregierung hat zur Weiterentwicklung der schulischen Integration wichtige Maßnahmen gesetzt: Die Schulunfähigkeit wurde gestrichen, Behinderung ist fortan kein Ausschließungsgrund mehr vom Schulbesuch, behinderte StudentInnen können an den neuen Pädagogischen Hochschulen ausgebildet werden und in den letzten beiden Jahren wurden durch die Integrative Berufsausbildung wertvolle Erfahrungen zur Teilqualifizierung behinderter Jugendlicher und deren Integration in den Arbeitsmarkt gesammelt. Rund 1.900 Lehrverträge im Jahr 2005 zeigen die Mitwirkungsbereitschaft der Wirtschaft. Es gilt nun Modelle z finden, wie die Teilqualifizierung nach der 8. Schulstufe in den verschiedensten Schultypen umgesetzt werde kann, weil auf diese Weise ein erfolgreicher Weg fortgesetzt werden kann.