Vergangene Woche startete der ORF die heurige Aktion „Licht ins Dunkel“.ORF Generaldirektor Wrabetz betonte die Bedeutung der Spendenaktion als Akt der Solidarität: „LICHT INS DUNKEL ist eine Idee, aber diese Idee kann nur wirksam und materiell werden, wenn sie von der ORF-Flotte – wo sich alle Medien und Landesstudios zu einem Orchester der Nächstenliebe vereinen –, umgesetzt wird. Darauf sind wir stolz!“ Bereits in den vergangenen Jahren stellte Wrabetz immer wieder den Wert von Licht ins Dunkel für den öffentlich-rechtlichen Auftrag des ORF in den Vordergrund:“Licht ins Dunkel ist ein echter Wert und ein Bereich, in dem wir zeigen können, welchen Mehrwert wir erzeugen können.“

In einem der diesjährigen Licht ins Dunkel-Spot fragen sich Kinder einander, was sie werden wollen? Ein Junge meint, dass es „Knochendoktor“ werden möchte, damit ihr behinderter Bruder Fußballspieler werden kann.Doch die eigentliche Antwort auf die Frage „Was willst du werden?“ müsste lauten: „ORF-Generaldirektor, damit Menschen mit Behinderungen in den ORF-Programmen öfter und besser dargestellt werden“.

Denn gleichzeitig mit dem Start des „Spendenorchesters der Nächstenliebe“, das von Menschen mit Behinderungen immer wieder wegen der diskriminierenden Darstellungen kritisiert wird, gibt der ORF bekannt, dass sein Behindertensport-Magazin aus dem Programm gekippt und die Sochi-Berichterstattung reduziert wird.

Eine völlig unverständliche Widersprüchlichkeit! Das Behindertensport-Magazin „Ohne Grenzen“ war richtungsweisend, da es von selbst behinderten ModeratorInnen gestaltet und präsentiert worden ist. Und dass die Berichterstattung über die Paralympics in Sochi im Jänner stark gekürzt werden ist mehr als unverständlich. Wo bitte Herr Generaldirektor, bleibt da der öffentlich-rechtliche Auftrag?!

Nachfolgend eine Presseaussendung des Österreichischen Paralympischen Committees zu den Hintergründen der Programmänderungen:

ORF streicht Behindertensport-Magazin und reduziert Sochi-Berichterstattung

Durch die großen Erfolge bei den Paralympischen Spielen in VANCOUVER 2010 und LONDON 2012 und die damit verbundene breite und ausführliche Berichterstattung in TV und Printmedien, hat der Behindertensport in Österreich in den vergangenen Jahren einen großen Stellenwert erreicht und große öffentliche Wahrnehmung erfahren. Auch zu den Winterspielen in SOCHI 2014 fährt das Team des Österreichischen Paralympischen Committees mit großen Erwartungen und berechtigten Medaillenhoffnungen.

 

Mit dem ORF teilte ein wichtiger Partner des Behindertensports in Österreich nun kürzlich mit, aufgrund einschneidender Sparmaßnahmen vor allem im Spartenkanal ORF-Sport Plus (das Budget wird dort um bis zu 70 Prozent gekürzt) die Berichterstattung massiv einzuschränken. So lautete es aus dem Büro von ORF-Sport-Chef Hans Peter TROST in einem Schreiben Mitte Oktober an die heimischen Sportverbände. Sowohl das vor einem Jahr installierte Behindertensportmagazin „Ohne Grenzen“ wie auch Live-Übertragungen von Paralympischen Spielen werden aus dem Programm gestrichen.

 

Damit verliert der heimische Behindertensport mit einem Schlag eine wichtige Plattform im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Für die Verantwortlichen des Behindertensports in Österreich, ÖPC-Präsidentin Maria RAUCH-KALLAT und ÖBSV-Präsidentin Brigitte JANK ist dieses Vorgehen des ORF ein herber Rückschlag hinsichtlich Akzeptanz und Toleranz des heimischen Behindertensports.

 

„Der ORF verbannt den österreichischen Behindertensport von den Bildschirmen und zerstört damit die Hoffnungen zehntausender Sportler. Dies ist eine der bittersten Niederlagen für den Österreichischen Sport“, so RAUCH-KALLAT und JANK.

 

Die großartigen Erfolge heimischer Behindertensportler bei den Paralympics haben auch durch die ORF-Berichterstattung dem Behindertensport ein spürbar steigendes Interesse der Österreicher verschafft. Dadurch stiegen einerseits die Einnahmen bei Sportveranstaltungen als auch die Chancen der Sportler auf so dringend benötigte Sponsorenverträge. Der ORF versetzt den Sportlern mit der Programmreduktion einen herben Rückschlag.

 

In einem offenen Brief an den ORF und die österreichische Politik haben die beiden Sportlervertreter des heimischen Behindertensports, Claudia Lösch und Andreas Onea, bereits gegen diese geplanten Sparmaßnahmen ihren Protest umfassend bekundet. Als Interessensvertretung für Menschen mit Behinderung im Sport appellieren das ÖPC und der ÖBSV die geplanten Maßnahmen nochmals zu überdenken und eine für alle Seiten akzeptable Lösung zu erarbeiten.

 

„Österreichs Behindertenathleten sind ein extrem erfolgreicher Teil der heimischen Sportlerlandschaft. Die Sportler und ihre Verbände haben jahrzehntelang hart daran gearbeitet, zur Weltspitze zu gehören und auch von den Medien und der Öffentlichkeit gebührend wahrgenommen zu werden. Jetzt aus dem Programm des ORF zu fliegen, macht die Aufbauarbeit der vergangenen Jahre mit einem Schlag zunichte und gefährdet die Zukunft des Behindertensports in Österreich“, appellieren ÖPC-Präsidentin RAUCH-KALLAT und ÖBSV-Präsidentin JANK an die gesellschaftliche Verantwortung des ORF.