28.05.: Jetzt habe ich schon lange nichts mehr aufgeschrieben. Vieles ist seit Februar passiert: Das Geburtstagsfest mit den vielen Kindern, der Fasching, bei dem Katharina heuer als Prinzessin ging, Eiermalen zu Ostern, …

Viel war los, und alle Wünsche sind von unserer kleinen Tochter in Erfüllung gegangen. Zum Geburtstagsfest gab es so viele Geschenke, dass Katharina am Abend gar nicht mehr wusste, was sie eigentlich bekommen hat – und schon gar nicht von wem. Als Oma Sissi anrief und mit ihr reden wollte, fragte sie ganz ehrlich: „Was hab ich denn von dir bekommen?“ Die Jeansjacke und der Jeansrock, über die sie sich zwei Stunden zuvor riesig gefreut hatte, waren längst vergessen. Das heiß gewünschte Ferkel, das sie vom Papa bekommen hatte, lag vergessen in einer Ecke. Judit und ich waren uns wieder einmal einig, dass mehr Kinder in die Familie gehören, denn alles konzentriert sich auf Katharina. Wir haben Katharina tags darauf gefragt, ob sie sich ein Geschwisterchen wünscht. Sie war ganz begeistert und hatte gleich viele Vorhaben parat, die sie mit dem Baby gemeinsam machen würde. Wir haben sie dann gefragt, ob sie sich ein Mädchen oder einen Buben wünscht. „Beides“, war die klare Antwort unserer selbstbewussten Tochter. „Und wenn du dich entscheiden müsstest zwischen einem Mädchen oder einem Buben? Wenn du nur ein Geschwisterchen bekommen könntest, was soll es dann sein?“, fragte Judit. Die Antwort kam rasch und klar: „Dann bin ich traurig!“

 

Zu Ostern marschierte ein starker Osterhase an, der im Rucksack ein Fahrrad mitbrachte. Neugierig spazierte Katharina im Hofgarten herum, suchte nach Eiern, Schokohasen und ihrem Fahrrad. Doch was sie fand, war zunächst nur ein Sattel. Dann ein Rad. Später entdeckte sie die Pedale, vom zweiten Rad fehlte jede Spur. Nach langem aufgeregtem Hin und Her, waren schließlich alle wichtigen Teile des gelb-blauen Fahrrads gefunden. Aber Katharina war todunglücklich: „Wo sind die Stützräder?!“ Judit beschwichtigte, „Du brauchst eh keine. Vielleicht weiß das der Osterhase…“. Aber Katharina weinte weiter: „Ich will ein Fahrrad mit Stützrädern!!!“ Neuerlich machte man sich auf die Suche und siehe da, oben an der Schaukelstange fand sich eine verdächtig wirkende Schachtel. Sie kletterte die Leiter hinauf und rief hoch erfreut: „Ja, ja, es sind die Stützräder!“ Judit bastelte unter tatkräftiger Unterstützung von Katharina das Fahrrad zusammen und auf gings zur ersten Spazierfahrt, bei der Katharina bald kommentierte: „Wenn es bergauf geht, tun mir die Füße weh“. Da halfen selbst die Stützräder nichts.

 

Eine der neuen Lieblingsbeschäftigungen unserer Tochter ist Telefonieren. Dabei gewann sie neue Freunde und solche, die es nicht werden wollten, wie die Polizisten bei der Notrufzentrale… Katharina kennt sich mit Zahlen schon perfekt aus. Man kann ihr Ziffern diktieren und sie tippt diese perfekt in das Handy ein und wählt dann. Als wir diese Fähigkeit entdeckten, waren wir sehr stolz auf unsere Tochter, die täglich größer und erwachsener wird. Ein Beispiel für ein nettes Telefonat ist jenes mit ihrer bolivianischen Freundin Nicole.

Katharina wollte sie zum Eierfärben einladen und erklärte ihr, wie sie die Farben vermischen muss. Nicole meinte immer, die Farben seien verliebt, während Katharina geduldig richtig stellt, „Vermischen – nicht Verlieben! Vermischen!“ Als Nicole weiterhin von ‚Verlieben’ redete, ging Katharina etwas in die Tiefe: „Du kannst Gelb nehmen, Blau und Grün, oder Lila, und weiße Punkte, oder wie du willst …“

 

Katharina zählt alles immer und überall. Auf dem Weg zum Kindergarten hängt ein Plakat, das Katharina richtig kommentierte: „Sechs Kinderfüße“. Wie viele Menschen sind das?“, fragte Judit. „Drei“, sagte unsere Tochter kurzerhand. Sie liebt es auch, Rätsel zu lösen. Jeden Sonntag sucht Judit mit ihr die zehn Fehler im Suchbild der Salzburger Nachrichten. Letzten Sonntag hatte sie bereits sieben Fehler gefunden, da sagte sie: „Jetzt fehlen noch drei, Mama“.

 

Vor kurzem bin ich mit ihr ins Rathaus zum Märchenfest gefahren. Meine Assistentin Nina lenkte den Rollstuhl, Katharina saß gemütlich bei mir am Fußbrett. Mit ihren beinahe 20 Kilo, ist dies jedes Mal eine Qualitätsprobe für den Elektrorollstuhl. Auf dem Heimweg in der U-Bahn sagte sie, „Hergefahren sind wir zuerst mit der U4 und dann mit der U2. Jetzt fahren wir zuerst mit der U2 und dann mit der U4“. Da staunte Papa nicht schlecht! Die Liftknöpfe musste natürlich Katharina drücken. Sie wählte auf Anhieb immer den Richtigen. Ich war hingerissen von meiner Tochter. Plötzlich aber im U4-Zug, die große Enttäuschung. Katharina behauptete: „Wir fahren mit der U3!“ Ich beschwichtigte und erklärte, dass wir natürlich mit der U4 unterwegs sind. Katharina beharrte jedoch auf ihrer Feststellung und zeigte schließlich auf ein Schild im U-Bahnwaggon. Darauf stand groß: U3. „Aha“, lächelte ich, „das ist ein falscher Waggon von der U3“. Katharina nickt: „Die müssen das Schild austauschen!“

 

Hin und wieder zeigt Katharina sich aber von ihrer trotzigen Seite. Eines Tages turnt Judit früh morgens am Boden und Katharina rief wie immer charmant: „Apfelsaft!!!“ Judit versprach den Saft zu bringen, sobald sie mit den Übungen fertig ist. Katharina trotzte eine Weile weiter, dann fiel ihr ein, dass es ja noch eine nette Assistentin beim Papa gab. So marschierte sie ins Arbeitszimmer und rief: „Enila! Apfelsaft!!!“ Die gutmütige Enila sprang auch sofort auf und holte den Saft. Judit forderte daraufhin, dass Katharina sich wenigstens bei Enila bedanken müsste. Doch sie weigerte sich. Auch nach mehreren Aufforderungen, bis Judit ihr schließlich den Saft wegnahm. Sie sollte ihn erst wieder bekommen, wenn sie ihn zu schätzen weiß. Dies dauerte an die gute halbe Stunde…

Katharina ist eine aufmerksame Beobachterin. Als wir eines Tages zu dritt beim Mittagstisch saßen und Judit selbst aß, während sie gleichzeitig mir zu essen gab, wurde diese Harmonie auf einmal gestört. Judit sprang auf, sie musste dringend auf die Toilette. Kathrina aß eine Weile weiter, dann sprang sie ebenfalls vom Stuhl auf. Ich dachte, sie wird ihrer Mutter jetzt hinausfolgen. Aber sie kam zu mir, kletterte auf die Fußpedale, nahm meine Gabel in die Hand, spießte eine Kartoffel auf und schob sie in meinen Mund. „Einmal Papa, einmal ich“, lächelte sie und kehrte für kurze Zeit zu ihrem Teller zurück. So wechselte sie ein paar Mal die Teller, bis Judit wieder zurückkam. „Ich hab’ dem Papa geholfen“, sagte sie mampfend.

 

Mit den Gute-Nacht-Küssen geht Katharina sehr sparsam um. Papas Wunsch nach der täglichen Abschlusszeremonie ging in den letzten Monaten ganz selten in Erfüllung. Fragte ich sie, „Bekommt der Papa noch einen Gute-Nacht-Kuss?“, sagt sie keck, „Nein!“ und verlässt den Raum in Richtung Schlafzimmer. Doch Judit hat wie immer eine gute Idee: „Aber ich gebe dem Papa einen Gute-Nacht-Kuss. Ich bin die Erste!“ Schwupps – taucht Katharina in der Türe wieder auf und rennt zu ihrem Papa: „Ich bin die Erste!“ – „Nein ich“, sagt Judit. „Nein ich!“, ruft Katharina und klettert auf den Schoß und dann werde ich mit Küssen von meinen zwei Schätzles eingedeckt. So sieht der siebente Himmel eines Vaters und Ehemanns aus!