Vor Kurzem nahm ich an einer Podiumsdiskussion teil, die mich erschreckte, traurig stimmte und innerlich verletzt hatte. Ich saß mit dem Gründer des schweizer Sterbehilfevereins, Ludwig Minelli am Podium. Er sieht Dignitas absurderweise als Lebenshilfeverein. Es ging in der Diskussion plötzlich nicht mehr um Menschen der terminalen Endphase, sondern um das Recht auf einen Giftcocktail für Jederman. Dies deckte sich auch mit den Recherchen der Moderatorin Julia Herrnböck, die als Standard-Redakteurin mit Dr. Rom vom schweizer Sterbehilfeverein EXIT vorab ein Interview geführt hatte. Ihm zufolge wollen zunehmend ältere, körperlich gesunde Menschen sterben. Der Grund ist meist Vereinsamung, das Fehlen eines Lebenssinnes und fehlendes soziales Engagement. Es beginnt immer mit extremen Ausnahmesituationen und wird dann zum System. Beispielsweise in den Niederlanden, wo Sterbehilfe für eine schwer demenzkranke Frau als „eine wichtige Etappe“ gefeiert wurde. Bisher sei Sterbehilfe nur bei solchen Patienten genehmigt worden, die sich noch im frühen Stadium der Demenz befanden.
Mein Argument, dass es darum gehen sollte, die Lebenssituation dieser Menschen zu verbessern, anstatt ihnen einen Giftcocktail zu reichen, wurde durch das Gegenargument, es geht hier um das Menschenrecht auf Sterben, abgewürgt.
Sterbehilfefälle in Belgien oder den Niederlanden haben auch in Österreich die Diskussion über aktive Sterbehilfe entfacht. Bei uns ist das Ende des Lebens leider ein Tabuthema. Aber es geht uns alle an, wie wir unsere letzten Tage verbringen.Am 2. Juli 2014 wurde im Parlament die Enquete-Kommission zum Thema „Würde am Ende des Lebens“ konstituiert. Abgeordnete und ExpertInnen werden sich in öffentlichen Sitzungen zu den Themenkreisen Hospiz- und Palliativversorgung, Patientenverfügung, sowie zur Frage, ob das Verbot der Tötung auf Verlangen verfassungsrechtlich abgesichert werden soll oder nicht, beraten.
Um die Diskussion auf eine möglichst breite Basis zu stellen, sind alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen, ihre Anliegen auch via Mail bis 15. September 2014 an das Parlament zu richten: wuerdevoll.leben@parlament.gv.at