Vorbereitung:
Wie komme ich am besten zu meinem Urlaubsort?
Mit dem Auto, mit dem Zug oder mit dem Flugzeug?
- Stromversorgung während der Reise erklären:
wird die Batterie im Auto geladen, gibt es eine Steckdose im Zug, wie lange dauert der Flug (Reisezeit beinhaltet auch die Fahrt zum Flughafen oder etwa vom Bahnhof zum Hotel), beim Rechnen der Reisezeit unbedingt mehr Akku-Zeit einberechnen, da es immer wieder zu Verzögerungen kommen kann.
- Beim Hotel klären, ob der Lift groß genug ist, ob sich beim Eingang Stufen befinden und wie groß das Badezimmer und die Toilette sind. Eventuell das Hotel und die Umgebung mit Google Earth von außen checken
- Mit der Beatmungsfirma klären, wer im Notfall vor Ort eine Versorgung vornehmen kann. Die Notfallnummer der Beatumgsfirmen und der angegebenen Firma vor Ort am Handy einspeichern.
- Bei entfernteren Ländern auch eventuell die österreichische Botschaft informieren und die notwendigen Hilfsmitteln bestätigen lassen, das hilft bei Grenzkontrollen bei der Einreise.
- Stromversorgung am Urlaubsort klären:
Im Ausland gibt es oft geringere Stromspannung als in Österreich und die Steckdosen variieren. Im Bedarfsfall einen Multifunktionsstecker besorgen. Oder auch zwei für das Befeuchtungs- und Absauggerät.
- Packliste erstellen: da sehr viele Hilfsmittel benötigt werden, sollte man eine Liste der benötigten Materialien für die geplante Urlaubszeit erstellen (Tipp: Immer etwas mehr einpacken).
- Wer begleitet mich? Auf längeren Reisen unbedingt zwei Assistent*innen oder eine Kombination aus Angehörigen und Assistenz sicherstellen. Das ist wichtig, da auch unterwegs immer eine Person krankheitsbedingt ausfallen kann. Wichtig ist auch, dass der Ambubeutel und ein Stromkabel mit eingepackt und immer griffbereit im Rucksack mitgeführt werden.
- Ist ein zweites Beatmungsgerät notwendig? Bei längeren Reisen, insbesondere Flügen, ist es sinnvoll, ein zweites Beatmungsgerät mitzunehmen oder zumindest eine zweite externe Batterie, um sie zu tauschen. Die Fluglinien geben an, dass die Batteriezeit 1/3 mehr einberechnet sein sollte, als die geplante Flugzeit.
- Fluggenehmigung für Airline sichern: auf der Homepage der jeweiligen Fluglinie befinden sich Hinweise, welche Beatmungsgeräte mitgenommen werden dürfen. Es ist ein medizinisches Formular herunterzuladen, dass vom Arzt auszufüllen ist. Im Formular muss man auch angeben welche Art von Rollstuhl genutzt wird, bei einem Elektrorollstuhl ist auch die Höhe des Rollstuhls, das Gewicht und die Art des Akkus anzugeben (meistens Gel-Batterie anzugeben). Man bekommt dann von der Fluglinie die Bestätigung der Flugtauglichkeit, dann kann man Tickets buchen. Dabei beachten, dass die Sitzplätze gleich nebeneinander sind und sich möglichst in der Nähe des Einstiegs befinden (ein Transport im Flugzeug quer durch die ganzen Sitze ist äußerst schwierig und aufwändig). Die Fluglinie organisiert eine Flughafenassistenz, die beim Einstieg hilft. Unbedingt im Formular auch angeben das man auch im eigenen Rollstuhl zum Flughafen fahren möchte und dort erst in einen Flugzeug-Rollstuhl umgesetzt wird, der eigene Rollstuhl wird als letztes Im Gepäck verstaut und sollte nach der Landung wieder vor der Flugzeugtüre stehen. Ein Transport mit einem Flughafen Rollstuhl ist immer sehr schwierig, vor allem mit Beatmungsgerät.
- Bei Zugfahrten Einstiegshilfe buchen: bei den meisten Zügen gibt es Zug-gebundene Hebelifte. Für die Hilfe beim Einstieg muss ein Formular auf der Internetseite der ÖBB ausgefüllt werden. Die Einstiegshilfe wird dann von der ÖBB bestätigt.
- Notfallversorgung am Reiseort sichern: Es ist immer gut, ausreichend Hilfsmittel mitzunehmen, da es immer schwierig ist, vor Ort eine ähnliche Versorgung sicherzustellen. Vor der Reise auch klären, ob die eigene Hilfsmittelfirma im Notfall einen Tausch des Beatmungsgerätes oder Ähnliches vornehmen kann. Wenn möglich, ähnliche Hilfsmittel der Firmen am Urlaubsort recherchieren. Immer auch die Notfallnummern der Rettung im Handy einspeichern.
Am Tag der Reise
Check vor der Abreise:
- Sind die Batterien aufgeladen, habe ich alles eingepackt, ist mein mechanisches Absauggerät griffbereit im Rucksack oder Rollstuhl verstaut, habe ich die Notfallkanüle und NaCl mit, unbedingt immer dabei sein muss auch der Ambubeutel und ein Verlängerungskabel, ist der HME-filter eingepackt und/oder an die Kanüle angesteckt, sind die Absaug- und Urinkatheter griffbereit und im Rucksack mit, evtl. auch Handschuhe, Desinfektionsmittel…
- Zeitfaktor im Auge behalten: ab dem Zeitpunkt des Absteckens von der Steckdose zuhause, läuft die Akku-Zeit, immer wieder den Akkustand am Gerät kontrollieren und wenn es sich Unterwegs die Möglichkeit des Ansteckens ergibt, diesen nutzen. In Flugzeugen gibt es keine Auflademöglichkeiten mehr, in Zügen aber teilweise sehr wohl. Im Auto gibt es die Möglichkeit, ein Kabel an den Zigarettenanzünder anzustecken und damit die Batterie zu laden.
- Unterwegs müssen die wichtigsten Sachen immer griffbereit sein. Beispielsweise auch bei Fahrten im Lift oder wenn man vom eigenen Rollstuhl, wo oft viel verstaut ist, getrennt wird.
Am Flughafen:
- Beim Einchecken gibt es möglicherweise einen Spezialschalter für die 1.Klasse/Medizinischen Support am besten dort Einchecken, da das Einchecken meistens mehr Zeit benötigt als für andere Fluggäste.
- Die Koffer werden aufgegeben und fliegen hoffentlich im selben Flugzeug mit (unbedingt im mobilen Reisegepäck nicht nur die akuten Notfallsachen griffbereit mitnehmen, sondern auch Absaugkatheter für 1-2 Tage).
- Beim Check-in wird man von einer Flughafen-Assistenz abgeholt und zum Flugzeug begleitet oder man macht sich den Treffpunkt mit der Flughafen Assistenz bei der Boardingstelle aus.
- Vor dem Flugzeug wird man in einen anderen Rollstuhl umgesetzt. Dieser Flugzeug-Rollstuhl ist eine Art Tragebarre mit kleinen Rädern. Die Flughafen Assistenz befördert den Behinderten-Passagier zu seinem Sitzplatz. Dabei wird man im Flugzeugrollstuhl durch zwei Sicherheitsgurte fixiert.
- Im Flugzeug ist es sehr eng. Während dem Transport zum Sitzplatz muss der eigene Assistent mitgehen und das Absauggerät sowie die Notfallhilfsmittel mittragen (am besten das Beatmungsgerät mit einer Hand halten, den Absaugschlauch mit der anderen Hand in die Luft heben und die Hilfsmittel im Rucksack mitnehmen). Dabei ist darauf zu achten, dass der Schlauch nicht an einem der Sitze hängenbleibt und die Kanüle herausreißt. Der Flughafen Assistenz muss klar sein, dass die eigene Assistenz die Führung übernimmt und auf deren Anweisungen zu achten ist. Sollte die Kanüle verrutschen oder herausgerissen werden, muss die eigene Assistenz immer in der Lage sein, sofort die Notfall-Kanüle einzusetzen. Auch andere Notversorgungen, wie das Absaugen der Kanüle oder das Bebeuteln muss jederzeit möglich sein.
- Am Sitzplatz wird das eigene Sitzkissen auf den Flugzeugsitz gelegt, damit kein Dekubitus entstehen kann. Die beiden Flughafen Assistenzen heben den Menschen mit Behinderung vom Transportrollstuhl auf den Flugzeugsitz. Am besten ist es, wenn einer von hinten unter die Achseln greifend und der andere die Knie von vorne nimmt. Natürlich ist es leichter, wenn sich der Sitz direkt am Gang und nicht zwei Sessel weiter beim Fenster befindet.
- Das Beatmungsgerät und die Hilfsmittel müssen griffbereit direkt beim Passagier mit Behinderung verstaut werden. Z.B. das Beatmungsgerät unter den Vordersitz schieben, den Schlauch möglichst sicher am Sitz befestigen und das mobile Absauggerät und den Ambubeutel in der Tasche vor dem Sitz verstauen. Wichtig: Im Notfall muss alles sofort griffbereit sein, auch wenn es im Flugzeug sehr eng ist.
- Wenn man einen Elektrorollstuhl mithat, muss man den Sicherheitsschalter am Gerät lösen, die Batterie darf nicht mit dem Gerät verbunden sein. Da sich die Flughafen-Assistenz immer sehr schwertut, wie man den Rollstuhl transportieren kann, wäre es sinnvoll eine kurze Anleitung schriftlich mitzugeben bzw. auf die Lehne des Rollstuhls zu kleben. Die Taschen des Rollstuhls sind ganz zu entleeren.
- Bei der Landung wird man von der Flughafen Assistenz wieder vom Sitzplatz abgeholt, meistens als letzte Person.
- Im Idealfall wartet bereits der eigene Rollstuhl an der Türe zum Flugzeug und man wird direkt hineingesetzt. Oftmals sind Nackenstützen oder Armlehnen verstellt oder verbogen. Das muss man so gut wie möglich richten. Zur Vorbeugung von Schäden ist es auch ratsam, die eigene Kopfstütze mit ins Flugzeug zu nehmen.
Am Bahnhof:
- Auch am Bahnhof gibt es eine Assistenz, die beim Einstieg in den Zug hilft. Der Treffpunkt ist im Formular zur Anforderung der Einstiegshilfe festzulegen. Es Empfiehlt sich z.B. „Treffpunkt 10 Minuten vor Zugabfahrt direkt am Bahnsteig“ die ÖBB-Mitarbeitende sind meistens sehr freundlich und hilfsbereit.
- Bei einem Railjet gibt es einen zuggebundenen elektrischen Hebelift. Er wird von der Zugbegleitung ausgeklappt. Man fährt mit dem Rollstuhl auf die Hebefläche und muss darauf achten, dass man weit genug vorfährt, dazu gibt der Zugbegleiter Anweisungen. Bei der Fahrt nach oben rumpelt es etwas.
- Der Rollstuhlsitzplatz befindet sich beim Railjet im 1. Klasse Wagon. Die Begleitperson fährt kostenlos mit, falls im Behindertenpass „Persönliche Assistenz“ eingetragen ist. Im Railjet gibt es auch eine Steckdose direkt beim Stellplatz des Rollstuhls. Für Essen und Trinken gibt es im 1. Klasse Abteil ein Service des Board-Personals.
- Die Ausstiegshilfe am Zielbahnhof sollte vorangemeldet sein. Meistens funktioniert das auch sehr gut bei der ÖBB.
- Im Railjet gibt es auch ein Rollstuhl-WC.
- Handelt es sich um einen anderen Zug (z.B. ICE), verwendet die ÖBB eine mechanische Hebebühne.
Am Zielort:
Im Hotel ist es nicht wie Zuhause, man sollte es sich aber möglichst ähnlich einrichten:
- Betten verschieben damit genug Platz für den Transfer ist, Steckdose durch Verlängerungskabel nahe zum Rollstuhl bringen, Fläche für Absauggerät und Hilfsmitteln herrichten… auch die Betten sind meistens tiefer, hier muss man mit den vorhandenen Kissen improvisieren.
Jetzt steht einem erholsamen Urlaub nichts mehr Wege! 😊
Kommentare von Josy