Während ich diese Zeilen schreibe, habe ich das „Pfeifproblem“ und meine Assistentin muss vor und nach jedem Satz Stäbchen an meiner Abdichtung positionieren, da ich nicht ganz dicht bin. Ich pfeife wie ein undichter Luftballon. Und das ist eine Geduldsfrage! Aber alles der Reihe nach. Zunächst ein Gedicht:
Das Pfeifen
Ich spreche und ich pfeife.
Das Sprechen ist lebensnotwendig.
Das Pfeifen übertönt die Stimme.
Und sie sagen: „Cuffen“.
Das Pfeifen hört auf.
Und ich bin zum Schweigen verurteilt.
Mein Loch ist eigentlich kein runder Kreis, wo die Atemkanüle dicht abschließt. Da der Luftdruck der Beatmungsmaschine relativ hoch sein muss, pfeift es aus dem Loch neben der Kanüle vorbei. Das Geräusch allein ist schon ziemlich nervig- für mich, aber auch für meine Assistentinnen. Aber es kommt noch etwas dazu: Wenn ich die Luft durch das Tracheostoma verlieren, kommt sie nicht stark genug zu den Stimmbändern und ich kann nur schlecht bis gar nicht sprechen. Daher ist es doppelt wichtig, dass ich ordentlich dicht bin- besonders als Politiker! Wir haben lange herumgebastelt an den verschiedenen Abdichtungsmethoden. Die Bewährteste besteht aus einem kleinen Schaumstoff und zwei Ohrenstäbchen, die sich als ideale Instrumente herausgestellt haben. Seit dem liebe ich Bibo-Wattestäbchen mit viel Watte. Diese sind in unserem Drogeriemarkt immer wieder ausverkauft, da meine Nachfrage so groß ist. Und jetzt wissen Sie auch, was sich hinter meinem Halstuch verbirgt. Vor jeder Rede ist es wichtig, dass die Assistentin überprüft, ob die Stäbchen wirklich gut sitzen. Zu Sehen beispielsweise bei der Vorbereitung zur Aschermittwochrede 2012.