Festrede von mir zum 60-jährigen Jubiläum des Katholischen Familienverbandes am 20.4.2013 bei einem Festakt in Wien.
Hier sehen sie das Video: Teil 4: Nicht durch die Hand eines anderen sterben, sondern an seiner Hand!
Meine Damen und Herren, wir erleben heute nicht nur einen meteorologischen Klimawandel, sondern auch einen bedenklich gesellschaftspolitischen. Euthanasie in Form der aktiven Sterbehilfe am Beginn und am Ende des Lebens wird europaweit offen diskutiert. Belgien, Niederlande und Luxemburg haben die aktive Sterbehilfe eingeführt. In den Niederlande wird jetzt sogar die Sterbehilfe für Kinder unter 12 Jahren diskutiert.
Der Schauspieler Tobias Moretti hielt 2007 auf Schloss Hartheim eine vielbeachtete Rede zu „Sinn und Schuldigkeit“, in der er vor neuer Euthanasie warnte: „Das, was früher Sozialhygiene hieß, ist heute Gesundheitsökonomie – es gibt heute einen Rechtfertigungsgrund für behindertes Leben: Der, der nicht unmittelbar glücklich ist, vermindert das Glück von uns, der Gesellschaft“.
Wenn wir ins Kino gehen, sehen wir den Oscar-gekrönten Film „Amour“, in dem ein betagter Ehemann seine Frau nach einem Schlaganfall mit einem Polster erstickt. Im Fernseher flimmert Klaus Maria Brandauer, der in der Rolle des an Alzheimer erkrankten Ernstes von seiner Frau „ausgelöscht“ wird. Ein Marktforschungsinstitut hat erhoben, dass 62% der Österreicher/innen für aktive Sterbehilfe sind. Das sind die Gesellschaftsbilder, die uns durch die Medien täglich vor Augen geführt werden. Aber wenn Menschen sagen, sie wollen nicht mehr leben, meinen sie: sie wollen SO nicht mehr leben. Mit Schmerzen auf das Ende warten. Unsere Antwort kann und darf aber nicht Euthanasie heißen. Palliativmedizin kann die Schmerzen nehmen, damit die Lebensqualität steigern und in vielen Patient/innen erwacht der Lebenswille wieder. Wir brauchen kein selbstbestimmtes Sterben, sondern ein selbstbestimmtes Leben bis zum Ende. Oder wie es Kardinal König gesagt hat: „Nicht durch die Hand eines anderes sterben, sondern an seiner Hand“.
An dieser Stelle noch ein Buchtipp für eine andere Sichtweise: „Der alte König in seinem Exil“ von Arno Geiger. In der autobiographischen Geschichte wird sensibel und berührend aufgezeigt, wie ein an Alzheimer erkrankter älterer Mann mit Menschenwürde bis zum Ende lebt.
Kommentare von Josy